Vom Wechsel in der Parteizentrale: Eine Frage der Werte

Laura Sachslehner ist neue Generalsekretärin der Volkspartei. Doch wer ist die 27-jährige Wienerin?

Wien „Die Laura ist gleich da“, wird uns in der Zentrale der ÖVP gesagt, während wir auf die neue Generalsekretärin warten. „Die Laura“ heißt mit vollem Namen Laura Sachslehner und ist seit dem Jahreswechsel für das Tagesgeschäft der Partei verantwortlich. Sie ist dann auch gleich da, führt die VN in ihr Büro, erzählt von den Büchern hinter ihrem Schreibtisch. Dort stehen Werke der ÖVP-Granden Wolfgang Schüssel, Alois Mock und Andreas Khol: „Es ist wichtig, sich an unsere Ursprünge zu erinnern.“

Von den Grünen zur Volkspartei

Politisiert wurde die Wienerin während des Studiums der Publizistik sowie der Kultur- und Sozialanthropologie. Und obwohl sie bei ihrer ersten Wahl mit 16 Jahren noch die Grünen ankreuzte, dockte sie bei der Jungen Volkspartei an. Vor allem, weil diese nachvollziehbare Wertvorstellungen vertrete: „Leistung, Solidarität, Freiheit und Nachhaltigkeit sind Dinge, die uns auszeichnen. Die sprechen mir auch zu“, erklärt die 27-Jährige. Für wen macht die ÖVP also Politik? „Wir sind breit aufgestellt, unser Fokus liegt auf der Mitte.“ Ein Zufall war es aber wohl nicht, dass sie „die Leistung“ zuerst aufzählte. Die soll sich ja bekanntlich wieder lohnen.

Dass das in Zeiten hoher Mieten und Grundstückspreise speziell für junge Leute mit niedrigeren Gehältern schwierig ist, muss auch Laura Sachslehner eingestehen: „Das Thema Wohnen ist aktuell sehr entscheidend, österreichweit. Da haben wir Luft nach oben.“ Für junge Menschen, die sich etwas aufbauen wollen, seien Anpassungen wichtig: „Zum Beispiel stehen neue Mietkaufmodelle im Regierungsprogramm.“ Außerdem solle der soziale Wohnbau weiter gefördert werden, unter gewissen Kriterien: „Das Leben in der Miete muss leistbar sein.“ Hier helfe die Steuerreform, die für manche Einkommensklassen eine Abgabensenkung bringt.

Unangenehme Beschuldigung

Überrascht habe sie ihre Nominierung zur Generalsekretärin. Die Entscheidung von Parteichef Karl Nehammer sei eine durchaus mutige gewesen, als junge Frau aus Wien gehört sie auch nicht unbedingt zur primären Zielgruppe der ÖVP. Ihre Vergangenheit in der Kommunalpolitik – sie sitzt seit 2020 im Wiener Gemeinderat – helfe ihr jedenfalls beim Bohren dicker Bretter. Den neuen wolle sie aber nicht mit dem alten Parteichef – Sebastian Kurz – vergleichen: „Jeder bringt einen eigenen Stil mit.“

Der politische Stil der letzten Jahre brachte der ÖVP sogar einen Status als Beschuldigte bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ein, dennoch sei man Kurz dankbar. Man lebe ja in einem Rechtsstaat: „So ein Beschuldigtenstatus ist nichts Angenehmes. Aber auch für uns gilt die Unschuldsvermutung.“ An der Aufklärung der Institutionen beteilige man sich sowieso, interne Untersuchungen anzustellen, sei aber nicht geplant.

So bleibt mehr Zeit für das Leben abseits der Politik, auch wenn das durch Covid stark eingeschränkt war. Bis dahin steht Laura Sachslehner die Streaming-Welt offen. Mit bunt durchgemischter Musik, eine Präferenz gebe es da keine; mit vielen Dokumentationen auf Netflix, die schaue sie viel lieber als Serien. Vielleicht ist ja auch das eine Frage der Werte.

 

Dieser Text erschien zuerst am 23.01.2022 in den Vorarlberger Nachrichten und ist weiterhin hier abrufbar.