Vorarlbergerin des Tages: Die Neue an der Spitze

Die Österreichische HochschülerInnenschaft hat eine neue Vorsitzende: Sara Velić.

Wien Sara Velić ist eine von Tausenden Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern an Wiens Hochschulen. Seit vergangener Woche führt sie die Koalition in der Österreichischen HochschülerInnenschaft an. Der Zusammenarbeit zwischen ihrer Fraktion, der SPÖ-Vorfeldorganisation VSStÖ, der grünen GRAS und der unabhängigen Fachschaftslisten gingen von Corona dominierte Wahlen im Mai voraus. Der VSStÖ konnte dabei der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft österreichweit den ersten Platz abringen. Es war ein erster großer politischer Erfolg für die 21-Jährige Velić.

 

Politisch engagiert

Nach ihrer Matura am Dornbirner Gymnasium zog es sie an die Wiener Hauptuni, zuerst zum Philosophie-Studium. Ein Jahr später schwenkte sie aber doch auf Politikwissenschaften um. Das war naheliegend, war sie doch bereits zu Schulzeiten als stellvertretende Landesschulsprecherin tätig. Gleichzeitig begann sie 2019 mit ihrem politischen Engagement.

Die Familie von Sara Velić hat eine bosnische Migrationsgeschichte, ihre Eltern gehören zur Arbeiterklasse – vor allem darin habe sie den Ansporn gefunden, politisch aktiv zu werden. Denn das Bewusstsein für ihre Situation habe sie bereits im Gymnasium aufgebaut: „Für viele war es selbstverständlich, sich unglaublich viele Freizeitangebote leisten zu können. Das hat es bei mir zuhause nicht gegeben.“ Und so war sie an der ÖH-Wien zunächst Referentin für „working-class students“. Im Allgemeinen sei die ÖH für Kinder aus Familien wie die ihre eine unglaublich wichtige Anlaufstelle. Zum Beispiel würden viele mit den hohen bürokratischen Anforderungen, die ein Studium mit sich bringt, nur langsam klarkommen. Auch für sie persönlich sei der Studienanfang sehr belastend gewesen: „Ich habe mich nicht richtig ausgekannt, ich konnte auch niemanden für Hilfe anrufen.“ Das war alles noch bevor Corona über das Land und die ganze Welt hereinbrach.

Die Pandemie war auch im ÖH-Wahlkampf bestimmendes Thema. Zum einen war die Wahlbeteiligung wohl wegen des langen Distance-Learnings mit 16 Prozent niedrig wie nie zuvor, zum anderen gelte es nun, „die Lehren aus dieser schwierigen Zeit zu ziehen“, wie Sara Velić fordert. Immer wieder habe es Probleme gegeben, „das Distance-Learning hat von Anfang an nicht richtig funktioniert“. Besonders auffallend seien die Lücken im Bereich der Digitalisierung gewesen, es habe Wochen, in manchen Fächern sogar Monate, gedauert, eine stabile Infrastruktur für die Fernlehre auf die Beine zu stellen.

 

Soziale Absicherung im Zentrum

Sara Velić ist eine zielstrebige junge Frau, sie will in ihrer neuen Funktion als ÖH-Vorsitzende vor allem die soziale Absicherung der Studierenden revolutionieren – eine schwierige Aufgabe in Zeiten weggefallener Jobs neben dem Studium. Um das zu schaffen, fordert sie unter anderem eine Rückerstattung der Studiengebühren für die „Corona-Semester“, eine kostenlose Krankenversicherung und eine höhere Anzahl von Toleranzsemestern: „Es gibt viele Problemstellen, an denen wir anknüpfen werden müssen, das ist die hauptsächliche Arbeit in den nächsten Jahren.“

 

Lautstarke Stimme

Trotz dieser Vorhaben sieht sich die Hohenemserin, die auch einen Posten im SPÖ-Bundesparteivorstand innehat, in den nächsten Jahren „eher weniger“ als Berufspolitikerin: „Ich lebe im Hier und Jetzt“, begründet sie. Einen privaten Ausgleich zum politischen Engagement findet Velić unter anderem in der Musik, lange besuchte sie in Hohenems die tonart-Musikschule, nahm Klavier- und Gitarren-Unterricht. Und mit ihrer lautstarken Stimme überzeugte sie nicht nur die Studierenden an den Wahlurnen, sondern auch die Jury beim „Falco-Preis“ 2018 – sie durfte sich mit ihrer Band „Soloflair“ über den Hauptpreis in der Kategorie Pop/Rock freuen. Nach Vorarlberg kehrt sie immer wieder gerne zurück, vom Ländle komme man halt nie ganz weg.

 

Dieser Text erschien zuerst am 26.06.2021 in den Vorarlberger Nachrichten und ist weiterhin hier abrufbar.

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